Ruhe finden im Vallée de Joux

Ausgabe 2/2019

Inhaltsübersicht

  • Mörtellose Meisterwerke
  • Ein Wald zum Verlaufen
  • Wo einst Bauern Uhren bauten
  • Gipfelgespräch mit Steff la Cheffe
  • Viel Handarbeit für ein gutes Gewissen

Im Vallée de Joux VD gibt es ausgedehnte Wanderungen in idyllischer Natur. Ob auf dem Mont Tendre, im riesigen Risoux-Wald oder auf dem Mont-d’Or – überall sieht man Trockenmauern.

Mörtellose Meisterwerke

Sie sind aus dem Waadtländer Jura nicht wegzudenken: die Trockensteinmauern, die sich auf Hunderten von Kilometern durch die Region ziehen. Ein besonders sehenswertes Beispiel dieser traditionellen Handwerkskunst schmückt den Gipfel des Mont Tendre oberhalb des Vallée de Joux.

Vor allem an den Wochenenden geht es am Mont Tendre fast schon zu wie an der Chinesischen Mauer. Neben Wanderern, Trailrunnern und Mountainbikern strömen Touristen aus aller Welt auf den Berg und lassen sich vor der Trockensteinmauer ablichten, die sich über den Grat der höchsten Erhebung im Waadtländer Jura schlängelt. Ob man den Gipfel von der nahe gelegenen, per Auto erreichbaren Buvette du Mont Tendre aus erklimmt oder am Ende einer langer Wanderung über sattgrüne Weiden hierher gelangt, der erste Impuls ist immer derselbe: die beeindruckende, geschichtsträchtige Mauer zu bestaunen und anschliessend das herrliche Panorama zu geniessen, das sich von den Berner Alpen über den Genfersee, die Savoyen und den Gipfel der Dôle bis zu den Vogesen erstreckt. Auch wenn die Mauer des Mont Tendre aufgrund ihrer Länge und Lage besonders viele Besucher anzieht, ist sie beileibe nicht das einzige derartige Bauwerk in der Gegend. Hunderte von Kilometern an Trockenmauern durchziehen den Waadtländer Jura, dessen Landschaftsbild sie massgeblich prägen. Auch auf der zweitägigen Wanderung von Saint-Cergue über den Col du Marchairuz bis nach Le Pont trifft man immer wieder auf eine der aus sorgfältig ausgewählten Natursteinen bestehenden und ganz ohne Mörtel errichteten Mauern. Diese sind längst zu einer Sehenswürdigkeit für Wanderer geworden, die ihnen über weite Strecken folgen und dafür auch beträchtliche Umwege in Kauf nehmen.

Steinmauern statt Holzzäune

Auf den ersten Blick scheint der Verlauf der Trockenmauern keinen klaren Regeln zu unterliegen und bisweilen gar jeder Logik zu widersprechen. Mal führen sie schnurgerade über die Mulden und Hügel der Weiden, um dann plötzlich im rechten Winkel abzubiegen und einen Hang hinaufzuziehen. Tatsächlich ist ihre Anordnung aber keineswegs zufällig. «Die Mauern hatten einst eine wichtige Funktion und dienten insbesondere dazu, Grundstücksgrenzen zu markieren», erklärt Valérie Collaud, Leiterin des Bereichs Natur und Landschaft beim Naturpark Jura vaudois. Erstmals schriftlich erwähnt wurden die steinernen Wälle im 18. Jahrhundert, als ihre Verbreitung markant zunahm. «Grund dafür war der damalige Holzmangel in der Region, durch den es nicht genug Material für Zäune gab. Einen zweiten, deutlich grösseren Boom sollten die Trockenmauern dann erst Anfang des 20. Jahrhunderts erleben.»

Indem sie ihre Grundstücke mit Steinmauern statt Holzzäunen abgrenzten, schlugen die Landeigentümer gleich drei Fliegen mit einer Klappe. Nicht nur umgingen sie so die herrschende Holzknappheit, sondern ersparten sich auch die Mühe, Pfähle in den sehr felsigen Untergrund der jurassischen Berge treiben zu müssen. Durch das Entsteinen des Bodens, um Material für den Bau der Mauern zu gewinnen, verbesserte sich zudem die Qualität ihrer Weiden. Zeitweise war die regionale Nachfrage nach Trockensteinmaurern so hoch, dass auch aus dem Ausland versierte Handwerker ins Waadtland kamen, um sich der ebenso anspruchsvollen wie anstrengenden Aufgabe des Sammelns und des Aufschichtens der Steine zu stabilen Gebilden zu widmen, bereits im 19. Jahrhundert aus Frankreich und später aus der Gegend von Bergamo...

Ein Wald zum Verlaufen

«Es gibt in der Schweiz wenige Wälder, in denen man sich verlaufen kann: Der Forêt du Risoux ist einer davon. Auf meiner Wanderung fühle ich mich bald verloren. Und denke an die Schlepper im Zweiten Weltkrieg, wie sie durch den nächtlichen Wald zogen. Eine Wanderung in die Vergangenheit – und ein bisschen auch zu mir selbst.»

Wo einst Bauern Uhren bauten

Die friedliche Atmosphäre rund um den Lac de Joux zieht Wanderer in ihren Bann. Früher waren hier Bauern für die Uhrenindustrie tätig. Diese Zeiten sind zwar vorbei, aber in Les Bioux gibt es immer noch einen Uhrmacher, der im Rhythmus seiner historischen Vorgänger arbeitet: im Winter drinnen, im Sommer draussen.

Gipfelgespräch mit Steff la Cheffe

Mit ihrer Version des bekannten Guggisberglieds ist Steff la Cheffe ein berührendes Stück gelungen. Doch dort, wo das Vreneli herkommt, war die Rapperin und Beatboxerin noch nie. Höchste Zeit also, zusammen mit WANDERN.CH das Guggershörnli BE zu besteigen.

Viel Handarbeit für ein gutes Gewissen

Die Herstellung von Leder ist ein aufwendiger Prozess – und wenn er nicht sorgfältig ausgeführt wird, schadet er der Umwelt und der Gesundheit der Fabrikarbeiter stark. Deshalb setzen vorbildliche Wanderschuhanbieter auf eine vollständige Produktion in Europa. Zu Besuch in einer Gerberei nahe Düsseldorf. (Bild: zvg)