Magisches Puschlav
Ausgabe 5/2018
Inhaltsübersicht
- Im Zeichen der gelben Zeiger
- Kleines Paradies zum Verweilen
- Eisige Perlen unter dem Piz Palü
- «Auf dem Gipfel trennen sich unsere Wege.»
- Die magische Linie am Pizol
- Nah dran und doch weit weg
Wenn die Lärchen im Puschlav wieder orange leuchten, dann kommt nochmals die grosse Wanderlust auf. Das Spektakel dauert nur etwa zwei Wochen, die Erinnerung daran hält jedoch jahrelang. Der Herbst schafft lauschige Orte im Puschlav GR: im Val da Camp bei der Saoseohütte, auf San Romerio, unter dem Piz Palü und bei Brusio.
Im Zeichen der gelben Zeiger

Jetzt leuchtet das Val da Camp wieder feurig gelb. Lärchen, blauer Himmel, spiegelglatte Seen: Es ist ein Ort, um die Seele baumeln zu lassen. Diego Battilana arbeitet hier – jedenfalls ab und zu. Der Förster ist verantwortlich für die Wanderwege im Puschlav. Auf einer Wanderung verrät er die Geheimnisse der Bündner Wegweiser.
«Der Herbst ist der schönste Maler», schwärmt schon am Vorabend der Wanderung Saoseo- Hüttenwart Bruno Heis. Und er übertreibt nicht. Das Val da Camp strotzt vor orangen Lärchen, der stahlblaue Himmel kontrastiert sie leuchtend. Sonnenstrahlen fallen beinahe waagrecht in den Wald, treffen dann auf den Lagh da Saoseo. Die Spiegelungen der Berglandschaft wechseln sich ab mit dem durchs klare Wasser erkennbaren smaragdgrünen Seegrund. Diego Battilana sitzt am Ufer und beobachtet still die Handvoll Hobbyfotografen, die eifrig versuchen, diesen magischen Moment festzuhalten. Er kann ihre Begeisterung immer noch nachfühlen, zückt selber auch ab und zu die Handykamera – auch wenn er das Val da Camp schon von Kindesbeinen an kennt. Auf der Alp Saoseo hat er als Kind seine Ferien verbracht. Dieser prächtige Herbst ist für ihn zur Gewohnheit geworden, als Verantwortlicher für die Wanderwege und oberster Förster des Puschlavs ist er oft da und prüft den Zustand der Pfade und Wegweiser. Der Blick fürs Schöne ist ihm geblieben. Jetzt, als Erwachsener, teilt er die Faszination für diese Landschaft mit seinen drei Kindern und seiner Frau. Sie, aus dem entfernten Jura stammend, hat er schon vor einigen Jahren überzeugt: Sie ist ihm ins Puschlav gefolgt.
Jedem Wegweiser seine Nummer
Tags darauf treten die meisten Wanderer früh am Morgen aus der Saoseohütte. Die aufgehende Sonne scheint übers Tal, lässt zuerst die höchsten Gipfel leuchten. Der Wald liegt noch im Schatten, die Wanderung beginnt. Battilanas Blick ist wachsam, entdeckt bald neben einer Alphütte einen Wohnwagen, der nicht dort stehen dürfte: «Den behalte ich im Auge», sagt der Förster und schiesst ein Foto. Dann wandert er weiter durch den immer lichter werdenden Wald. Hier hat es ausserordentlich viele Lärchen, sie sind so gelb wie die Wegweiser. Dazwischen stehen vereinzelt dunkelgrüne Arven. Andere Baumarten gedeihen hier nicht. Einige der Lärchen und Arven sind uralt: 300 bis 400 Jahre haben die knorrigen Riesen mit ihren mächtigen Stämmen auf dem Buckel. Je nach Art tragen auch die Lärchen noch einige grüne Nadeln – die meisten aber sind bereits tieforange.
Etwas oberhalb des Lagh da Saoseo zeigt ein gelber Wegweiser den Weg auf den Pass da Sach: Weitere Schilder weisen in andere Himmelsrichtungen. Battilana kontrolliert den Wegweiser: Ist er intakt und sauber? Hält der Sockel? Auf der Rückseite kontrolliert er die eingravierten Zahlen – wer nicht weiss, dass es sie gibt, wird sie kaum wahrnehmen: «1278 79,5» steht da. «Jeder Wegweiser ist nummeriert», erklärt der Bezirksleiter. Die ersten vier Zahlen stehen für die Nummer der Landeskarte von Swisstopo, die letzten drei für den Standort. Die Bündner Wanderwege haben alle Wegweiser im Kanton in einem Programm erfasst, Geoinformationssystem GIS genannt. Für jeden gibt es einen Eintrag mit den genauen Daten: Welche Ziele und Zwischenziele auf den Schildern stehen, welche Zeiten, welche Symbole für Bushaltestelle und Hütte. Ein Kroki zeigt den genauen Standort, ein Foto den Wegweiser vor Ort. «Das ist wichtig, wenn wir einen Wegweiser ersetzen müssen», erklärt Battilana. 100 bis 200 Wegweiser müssen die Gemeinden im ganzen Kanton jährlich neu montieren, weil sie unter dem Schneedruck oder voneiner Lawine zerstört wurden oder weil Bäume sie beschädigt haben. Oder weil sie jemand gestohlen hat. «Meldet jemand einen Schaden, müssen wir wissen, was auf dem Wegweiser steht. Ansonsten muss ich rausgehen und nachschauen», sagt Battilana...
Kleines Paradies zum Verweilen

Die Berghütte San Romerio neben der kleinen Kirche auf einer Felsterrasse hoch über dem Puschlav ist ein Wohlfühlort für kleine und grosse Wanderer. Hausherr der idyllischen Oase ist der ebenso charismatische wie umtriebige Gino Bongulielmi.
Eisige Perlen unter dem Piz Palü

Die Alp Grüm ist einer der Höhepunkte der Zugfahrt über den Berninapass. Und der Ausgangspunkt einer Wanderung, die 10 000 Jahren Gletschergeschichte folgt. Erzählt wird sie vom Puschlaver Urgestein Romeo Lardi. Er ist Wanderleiter und unermüdlicher Entdecker von Gletschermühlen.
«Auf dem Gipfel trennen sich unsere Wege.»

Nach vielen Erfolgen hätte Snowboarderin Géraldine Fasnacht in den sportlichen Ruhestand gehen können. Stattdessen streifte sich die Waadtländerin einen Wingsuit über und sorgt seither in der Luft für Furore. Mit WANDERN.CH erklimmt sie den Pierre Avoi VS – und wandert zur Abwechslung auch wieder runter.
Die magische Linie am Pizol

Rote, gelbe, blaue, grüne Steine und dazu ein feines, helles Band. Geologie ist alles andere als eintönig. Sie ist ein Abenteuer und erklärt, wie sich Berge und ganze Kontinente verschieben. Thomas Buckingham führt durch das Wirrwarr an Gesteinen am Pizol SG und reiht sie zu einer Geschichte. Ein Ausflug ins Unesco-Welterbe Sardona.
Nah dran und doch weit weg

Auf dem Berner Münsterturm zeigt sich schnell, wer vom WANDERN.CH-Team den Durchblick hat. Der Tester mit dem Kompaktmodell, jener mit dem Tierbeobachtungsglas oder die Testerin mit dem Dämmerungsglas? Wie funktionieren die Gläser eigentlich? Eine kleine Einführung ins Weitschauen anhand von acht Modellen.
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