Genf im Blütenmeer

Ausgabe 2/2017

Inhaltsübersicht

  • Grandioses vor den Toren Genfs
  • Vom Sinn der Genfer für Botanik
  • Das Erbe eines Riesen
  • Das Rebhuhn wird immer stiller
  • Der Frühling mit Brücken
  • Polyester, Wolle oder was?

Der Stadtkanton präsentiert sich überraschend naturnah. Und seine Bewohner zeigen viel Sinn für Botanik. Wie es dazu kam, zeigen vier Wanderungen rund um Genf. Wandern im Kanton Genf bedeutet Natur – mehr als erwartet. Ein Stadtspaziergang führt durch Alleen und Pärke, die Wanderung auf den nahe gelegenen Vuache durch Felder der geschützten Hundszahnlilie. In der Champagne hört man mit Glück die Rufe des seltenen Rebhuhns, und am Flüsschen Versoix treffen Familien auf Spuren des Riesen Gargantua, der diese Landschaft anno dazumal geschaffen haben soll.

Grandioses vor den Toren Genfs

Nahe von Genf, bereits auf französischem Boden liegend, erhebt sich der Vuache. Am massiven Bergrücken zeigt sich, dass Staatsgrenzen mehr Einfluss haben als sich manch Wanderer vor Ort vorstellt. Unterwegs im grenznahen Wandergebiet mit seiner markanten Klus, auf der Suche nach edlen Herren und Hundszahnlilien.

Weit schweift anno 1537 der Blick des edlen Herrn und Vogts von Bern vom erhöht gelegenen Fort de l’Écluse hin zur am Horizont glitzernden, weiten Fläche des Genfersees, hinweg über die Befestigungsanlage der mittelalterlichen Siedlung mit dem aufsteigenden Rauch zahlreicher Feuer und über das ausgedehnte Schwemmgebiet der Rhone mit all seinen Sümpfen und seinem Dickicht. Über alledem thront in weissem Mantel das Massiv des Mont Blanc, dieses von unheimlichen Sagen umwobene und unbezwingbare Felsgebilde. Wie das Land dahinter wohl aussieht? Noch ist kein Jahr vergangen, seit die Herren von Bern auf ihren Raubzügen durch die Waadt und das Bassin Lémanique das trutzige Fort in der Écluse du Rhône blutig erobert haben. Eine wohltuende Ruhe und ein schleierhafter Dunst liegen an diesem lichtgefluteten Frühlingstag über dem Land. Vögel singen im naheliegenden Buchenwald. Der Edelmann blickt direkt hinüber auf die noch kargen Wälder des Vuache, dieses langen Bergrückens. Er atmet tief durch. Man sagt, es gäbe in diesen Wäldern blutrünstige Bären und Wölfe, ja sogar ein Drache sei schon gesichtet worden. In den kommenden Wochen will er nichtsdestotrotz mit einem befreundeten Gelehrten in den Waldflanken nach Heilpflanzen suchen und seiner botanischen Vorliebe frönen, ohne Furcht vor wilden Tieren oder Drachen. Es soll dort wundersame, bunte Blüten geben. Die schönsten davon will er pflücken lassen und in sein Herbarium pressen, mit detaillierten Beschrieben zu Art und Vorkommen.

In der Anflugschneise

Etwa so könnte sich die frei erfundene Geschichte vor 480 Jahren abgespielt haben. Solche und viele andere Gedanken gehen dem Wanderer durch den Kopf, wenn er von den Anhöhen des Vuache hinunter in die immer noch vom stolzen Fort dominierte Klus blickt, die Konturen von Genf am Horizont erspäht, mit dem eleganten, deutlich erkennbaren Jet d’eau, und sich ins majestätische weisse Glänzen des Mont Blanc verliebt. Deutlich friedlicher ist die Zeit heute...

Vom Sinn der Genfer für Botanik

Die Botanik gehört zur Stadt Genf wie der Jet d’eau. Doch sie ist mehr als nur eine Sehenswürdigkeit. Genf blickt auf eine 200-jährige führende Rolle in der Botanik zurück. Auch ausserhalb der Universität. In Genf ist die Botanik Kult: Eine Stadtwanderung zeigt, warum die Genfer Pflanzen mehr lieben als alle anderen Schweizer.

Das Erbe eines Riesen

An der Versoix ist die Natur wild und manchmal unberechenbar – wie der Riese Gargantua, der rund um Genf einst Seen gestaut und Berge aufgetürmt haben soll. Seine Taten faszinieren Kinder wie  Erwachsene, und der Spaziergang entlang des Flüsschens wird zu einer fantastischen Reise.

Das Rebhuhn wird immer stiller

Um beim Wandern in der Genfer Champagne ein Rebhuhn zu sehen, braucht es viel Zeit und Geduld. Viel eher hört man den grau-braunen Gesellen nur. Einst zahlreich, ist der Bestand der Rebhühner nahe von Genf in den letzten Jahren trotz einem Schutzprogramm drastisch gesunken. Vom Programm profitiert haben aber andere Tierarten.

Der Frühling mit Brücken

Ärmel hochkrempeln und zupacken. Jeden Frühling montiert Beat Zgraggen mit seinem Team zahlreiche Stege und Brücken. So hebt der technische Leiter der Urner Wanderwege auf die Wandersaison hin die Wintersperren auf. Denn im Spätherbst hat Zgraggen die schweren Metallkonstruktionen vor Lawinen in Sicherheit gebracht.

Polyester, Wolle oder was?

Wir tragen sie, spüren sie, im schlimmsten Fall riechen wir sie – doch wir kennen sie kaum: Fasern. Woraus sind sie, was können sie, und weshalb ist es wichtig, bei Wanderkleidern die richtigen auszusuchen? Das Testteam von WANDERN.CH hat die einzelnen Fasern unter die Lupe genommen am Beispiel von Jacken.